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Wildegg

Die Habsburger legten in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts die Grundsteine von Wildegg auf den Ausläufern des Chestenbergs. Die Burg wurde von untergebenen Adelsgeschlechtern, also Verwaltern bewohnt, zuletzt von den Herren von Hallwyl.
Dann überschlugen sich im 15. Jahrhundert die Ereignisse: Die Habsburger waren beim deutschen König in Ungnade gefallen. Darauf befahl dieser seinen Untergebenen die Besitztümer der Habsburger anzugreifen: Bern und weitere Mitglieder der jungen Eidgenossenschaft lebten seit längerer Zeit in offener Feindschaft mit den Habsburgern. Innert kürzester Zeit eroberten sie die Besitzungen des Adelsgeschlechts.
Die Hallwyler auf Schloss Wildegg leisteten erfolgreich Widerstand und verhinderten die Erstürmung der Burg. Durch ein Waffenstillstandsabkommen wurde erreicht, dass die Besatzung friedlich abziehen konnte. Dadurch gelangte Wildegg mehr oder weniger unbeschädigt in Berner Besitz.
In den folgenden Jahren suchte die Stadt einen geeigneten Käufer, den sie erst 69 Jahre nach der Eroberung finden sollte: den Brugger Landadligen Kaspar Effinger. Ein Mann der unter Berner Flagge gegen die Burgunder gekämpft und Beziehungen zu Bern hatte. 1483 kaufte er Schloss und Domäne für 1730 Gulden und wurde der erste von vielen Effingern, welche bis 1912 auf Wildegg lebten.
Die nächsten 300 Jahre konnten die Effinger gut von ihrem Besitz leben. Neben Abgaben der umliegenden Dörfer Möriken und Holderbank betrieben die Schlossbesitzer mehrere Wirtschaftsbetriebe: Weinschenken, Bauernhöfe, eine Ziegelei, sowie Müller- und Meiereien. Bernhard Effinger liess um 1700 den mittelalterlichen Wehrbau für viel Geld in ein barockes Lustschloss umbauen und versah dieses mit einer symmetrischen Gartenanlage.
Als die alte Eidgenossenschaft 1798 von französischen Revolutionstruppen überrannt wurde, änderte sich auch für die Bewohner der Wildegg einiges: im neugegründeten Kanton Aargau hatte es keinen Platz für Adelsprivilegien und Standesdünkel.
Obwohl die Effinger einen grossen Teil ihres Besitzes behalten durften, verloren sie die meisten ihrer Privilegien und damit auch ihr Standesbewusstsein. Die geschiedene Sophia Julia Erlach-Effinger, die mit ihrem Halbbruder Albert das Schloss zu der Zeit bewohnte, musste sogar über mehrere Jahre Revolutionstruppen aufnehmen und bewirten.
Im 19. Jahrhundert zeigte sich der soziale Abstieg der Effinger deutlich: Hochzeiten und Nachkommen wurden immer weniger, was die Suche nach einem passenden Erben immer schwieriger machte. Die letzte Bewohnerin aus der Familie Effinger war schliesslich Adelheid Pauline Juliette von Effinger, genannt Julie. Die stolze und strenge Frau blieb ihr Leben lang unverheiratet und vermachte Schloss und Domäne nach ihrem Tod 1912 der Eidgenossenschaft. Als Bedingung verlangte sie dabei, dass an der Bausubstanz und damit auch an ihrer Familiengeschichte nichts verändert werden darf.
Das Zürcher Landesmuseum eröffnete im Auftrag der Landesregierung 1917 das Schlossmuseum. Seit 2011 ist Schloss und Domäne wieder in kantonalem Besitz. Die Kuration übernimmt seither das Museum Aargau.
Im frühen 13. Jahrhundert gaben die Habsburger den Bau einer Burg in Auftrag. Die Höhenburg Wildegg diente wohl zur Kontrolle der Juraübergänge und der Fernstrasse zwischen Bern und Zürich. Zuerst bauten die Habsburger nur einen Schutzturm und eine Ringmauer. Diese wurden aber bald mit einem niedrigen Palas, einem Wohngebäude, ergänzt. Wildegg war eine typische Höhenburg, deren Zweck auf Schutz und nicht auf den Komfort der Bewohner ausgelegt war. Die älteste schriftliche Erwähnung findet man in einer Urkunde von 1242.
Im 14. oder 15. Jahrhundert stockten die habsburgischen Dienstleute das Wohngebäude auf und erweiterten die Anlage mit einem Küchengebäude. Ausserdem wurden die Wehranlagen verstärkt. Der Hof zwischen den beiden Bauten blieb offen. In diesem Zustand übernahm die Stadt Bern Wildegg.
Das Schloss kam zuerst in Besitz der Stadt Bern, später an die Brugger Familie Effinger. Die starteten eine rege Renovations- und Bautätigkeit. In einer stürmischen Nacht 1552 schlug ein Blitz in den Wehrturm von Wildegg ein. Das Feuer zerstörte den kompletten Innenausbau.
Der Wiederaufbau dauerte mindestens 12 Jahre; der Wehrturm blieb sogar fast 100 Jahre unbenutzt. Die Berner ermahnten die Besitzerfamilie Effinger, den Wehrcharakter der Anlage nicht zu vermindern. Der Wohnkomfort steigerte sich in diesen Jahren enorm: Die Effinger liessen einen Festsaal und einen Treppenturm einbauen. Ausserdem erhielt der Wehrturm ein Ziegeldach. Ein Garten kam dazu und später eine Scheune, die heute nicht mehr steht.
Im 17. Jahrhundert bauten die Effinger Wildegg zum barocken Lustschloss aus, wie es sich bis heute präsentiert. 1618 entstand das Eingangstor zum Schlosshof, 1661 die grosse Scheune. Bernhard Effinger gab der Wildegg schliesslich das heutige Aussehen: Er liess 1684 die Fassade des Wohngebäudes mit barockem Putz verzieren und drei Giebel aufsetzen. Ausserdem vergrösserte er das Wohngebäude mit einem Anbau, der in zwei Stockwerken für mehr Platz sorgte und im Erdgeschoss die heutige Eingangshalle bildete. Bernhard gestaltete auch den barocken Garten und versah diesen mit Eckpavillons. Vom Wehrcharakter der ursprünglichen Burg war nicht mehr viel übrig. In 1887, Julie von Effinger von Wildegg liess sich eine zweistöckige Villa im neugotischen Stil in den Schlosshof bauen.
- Huser, Castor [et. al.]: Dokumentation der Sanierung Domäne Schloss Wildegg 1999-2011, Brugg 2011.
- Lehmann, Hans: Die Burg Wildegg und ihre Bewohner, 1922 Verlag Sauerländer Aarau
- Meier, Bruno: Gott regier mein Leben. Die Effinger von Wildegg. Landadel und ländliche Gesellschaft zwischen Spätmittelalter und Aufklärung, Baden 2000.
- Museum Aargau (Hrsg.): Kleine Burgchronik des Schlosses Wildegg der Sophie von Erlach-Effinger, in der Abschrift ihres Bruders Ludwig Albrecht.
- Müller, Felix: Aussterben oder verarmen. Die Effinger von Wildegg. Eine Berner Patrizierfamilie während Aufklärung und Revolution, Baden 2000.