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Burgen besser visualisieren

Modellierung

Eine Ingenieurschule in Straßburg, die INSA, stützt sich auf archäologische Forschungen und Modellierungstechnologien, um den Zustand heutiger Burgen besser zu verstehen, ebenso wie eine Rekonstruktion dieser Burgen nach einer historischen Periode.

Die Akteure am Oberrhein sind unter anderem bestrebt, mehr über die Geschichte ihrer Burgen zu erfahren. Die Region zeichnet sich durch eine der höchsten Burgendichten Europas aus und es gibt zahlreiche Studien zu diesem Thema. Dennoch bleiben Fragen offen: Sind die Burgen am Oberrhein zur gleichen Zeit entstanden? Besteht eine Übereinstimmung hinsichtlich der Lage oder der Architektur innerhalb der verschiedenen geschichtlichen Epochen? Die 3D- und 4D-Modellierung in Kombination mit archäologischen Untersuchungen liefert Antworten auf diese Fragen.

Warum Modellierung?

Die 3D-Modellierung

Untersucht man Burgen, lassen sich diese anhand präziser wissenschaftlicher Daten rekonstruieren: Lage im Relief, Material und Größe der Gebäude, Bepflanzung ... Die heutige Darstellung einer Burg kann jedoch durch digitale 3D-Modelle, die online oder über spezielle Tools zugänglich sind, noch weiter verbessert werden. Dieser Ansatz basiert auf topographischen Messungen der bestehenden Anlage (Photogrammetrie, Lasergrammatik, Drohnenaufnahmen ...) oder auf der Rekonstruktion archäologischer Daten (Ausgrabungen des Unterbaus, Analyse der Bausubstanz ...) und ermöglicht eine aktuelle virtuelle Rekonstruktion der jeweiligen Anlage in einem detaillierten Ausmaß. Dies ist besonders für Historiker und Archäologen interessant. Die Modellierung kann jedoch noch einen Schritt weiter gehen und die Gebäude in die Vergangenheit projizieren.

Wie steht es mit 4D?

Die vierte Dimension oder 4D bezieht sich auf den Faktor Zeit. Sie soll eine digitale Rekonstruktion der Burgen in verschiedenen historischen Epochen bieten und so eine Darstellung erzeugen, die die Veränderungen im Laufe der Zeit abbildet. Anhand dieser historischen Darstellung lassen sich Fassaden oder Bedachungen erkennen, die heute verschwunden oder aufgrund der Vegetation nicht mehr zu sehen sind.

Doch Achtung: Es handelt sich hierbei um ein rein hypothetisches Modell, das auf Archivdaten und archäologischen Hypothesen beruht. Somit handelt es sich nicht um eine gesicherte Darstellung, sondern um Hypothesen, die auf einer wissenschaftlichen Methode und wissenschaftlichen Kriterien basieren.

Ein Video, das im Rahmen eines Abschlussprojekts am INSA Strasbourg erstellt wurde, zeigt diese zeitliche Dimension.


Ein vom INSA Strasbourg getragenes Projekt

Das INSA, eine Architektur- und Ingenieurhochschule in Straßburg, ist Träger dieses Modellierungsprojekts. Das Institut wird dabei von der archäologischen Fachwelt am Oberrhein unterstützt, insbesondere von Archéologie Alsace. Aber was ist an diesem Forschungsprojekt so interessant?

Das Modellierungsprojekt von Burgen ermöglicht es den Studierenden, den Prozess der Datenerfassung für die Modellierung zu analysieren und Messverfahren anzuwenden, die sie im Laufe ihrer Ausbildung erlernt haben, um ein und dasselbe Projekt zu unterstützen.

Die modellierten Burgen können darüber hinaus mit Hilfe von Virtual-Reality-Geräten betrachtet werden, wodurch die erstellten Modelle eine weitere Anwendung finden.

Für die Studierenden ist dies eine Gelegenheit, Teil eines großen Projekts zu sein, bei dem sie das einheimische Kulturerbe entdecken bzw. neu entdecken können:
Jade-Emmanuelle, die im Zuge ihrer Abschlussarbeit an dem Projekt und später als Ingenieurin arbeitete, erzählt: „Der Austausch von historischen Ansichten und Daten zwischen Frankreich und Deutschland war eine ganz schöne Herausforderung.“
„Dieses Projekt ermöglicht es mir, eine Doktorarbeit über die Automatisierung des Modellierungsprozesses zu schreiben“, so Etienne, erstes Promotionsjahr am INSA Strasbourg
„Als Elsässer ist es für mich eine ganz besondere Freude, an einem Kulturerbe zu arbeiten, das ich seit meiner Kindheit kenne“, berichtet Théo, der sein Abschlussprojekt über die 4D-Modellierung mehrerer Burgen durchführt.


Können alle Burgen von der 4D-Modellierung profitieren?

Theoretisch könnte jede Burg von einer 4D-Modellierung profitieren. Um ein möglichst genaues Modell erstellen zu können, müssen jedoch genügend archivalische und archäologische Daten vorliegen.

Insgesamt sind etwa ein Dutzend Burgen in Frankreich und Deutschland in das Modellierungsprojekt eingebunden, darunter die Standorte Oedenburg, Wasenburg, Madenburg, Trifels, Landeck, Huckstein und Ramstein.

Für die Burgen in Deutschland führen spezialisierte Dienstleister Drohnenaufnahmen durch, während das INSA Strasbourg für die Modellierung zuständig ist. Ziel ist es, 3D-Drucke von physischen, taktilen Modellen zu erstellen, die Aufschluss über den aktuellen Zustand der Burg geben, insbesondere für Personen mit eingeschränkter Mobilität oder Sehbehinderungen.

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