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Altes Schloss Hohenbaden

Hermann II. von Baden (um 1074–1130), der Sohn von Hermann I., war mit Judith von Backnang verheiratet. Er führte zunächst die Titel Graf im Breisgau und Markgraf von Limburg – die Limburg bei Weilheim unter Teck war eine Zeitlang der Sitz der Familie. Bald besaß er auch Gebiete rund um die Stadt Baden. 1112 nannte sich Hermann II. in einer Urkunde nach seinem neuen Wirkungskreis: Markgraf von Baden. Die Burg muss zu diesem Zeitpunkt schon bestanden haben – erstmals erwähnt wird sie 1122.
Ein Markgraf, lateinisch „marchio“, war ein Graf, der vom Kaiser ein Lehen an einer Grenze des Heiligen Römischen Reichs bekommen hatte, um sie zu sichern. Das Land rund um die Stadt Baden allerdings war um 1100 gar kein Grenzgebiet: Der Markgrafentitel rührte von der Markgrafschaft Verona her, die die Vorfahren Hermanns II. aus dem Hause Zähringen besaßen.
Berthold I. hatte zwischen 1057 und 1061 vom Kaiser das Herzogtum Kärnten bekommen, das mit der Markgrafschaft Verona verbunden war. Seine Söhne Berthold II. und Hermann I. behielten einfach die Titel Herzog und Markgraf bei. Von Hermann I. ging der Markgrafentitel auf seinen Sohn Hermann II. über. Aus der Bezeichnung Markgraf von Verona wurde zunächst die eines Markgrafen von Limburg und dann eines Markgrafen von Baden.
Herzog Berthold II., der Bruder von Hermann I., gilt als Gründer der Burg Zähringen bei Freiburg, nach der sich seine Familie künftig benannte. Die Zähringer, die wiederum mit den staufischen Kaisern verwandt waren, wurden eines der bedeutendsten Geschlechter des Heiligen Römischen Reichs deutscher Nation. Doch sie starben 1218 schon aus. Seit dem 18. Jahrhundert bezeichneten sich die Markgrafen von Baden als deren Nachfolger – und nannten sich nun auch Herzöge von Zähringen. In Wirklichkeit hatten beide Familien nur gemeinsame Vorfahren.
Erst 1830 begann man, die Ruinen zu sichern, und sie gingen später in den Besitz der Staatlichen Schlösser und Gärten über.
Majestätisch thront die Burg, von Wald umgeben, am westlichen Rand des Battertfelsens. Hermann II. nannte sich im Jahr 1112 erstmals nachweislich Markgraf von Baden – nach seiner Burg und dem unterhalb des Berges liegenden Ort, der erst viel später seinen Doppelnamen Baden-Baden bekommen sollte. Hermann II. und seine Söhne bauten im 12. Jahrhundert eine hochmittelalterliche Burganlage, die heutige Oberburg. Aus dieser Zeit stammen ein Wohnbau und der Bergfried, der höchstgelegene Punkt des Areals. Heute lockt er mit seiner weitreichenden Aussicht.
Weitere Gebäude unterhalb des Felsens entstanden zwischen dem späten 14. und der Mitte des 15. Jahrhunderts. Der Bernhardsbau – um 1400 errichtet unter Markgraf Bernhard I. – war einer der größten Wohnbauten in Burgen der damaligen Zeit. Besonders eindrucksvoll ist der Blick von seinen oberen Mauern hinunter ins Innere. Im ersten Obergeschoss befand sich einst ein großer Rittersaal mit bequemen Bänken in den Fensternischen.
Schon im 19. Jahrhundert beflügelten die mächtigen Ruinen mit der üppigen Natur rundherum die Fantasie von Dichtern und Malern. Seit den 1820er-Jahren wurde die Anlage gesichert und touristisch erschlossen. Die Mitglieder des Hauses Baden kamen gerne in die Residenz ihrer Vorfahren. Aber auch die Einwohner und Gäste der weltberühmten Kurstadt Baden-Baden schätzten die Burg als Ausflugsziel – und daran hat sich bis heute nichts geändert.
Die Sage vom Junker Bunkart Keller
Der Junker von Keller, ein junger Adliger, war der Sage nach auf dem Alten Schloss Hohenbaden angestellt. Er war jung, schön – und ein wenig leichtsinnig. Die Geschichte seines Schicksals ist auf den Fresken der Trinkhalle in Baden-Baden zu sehen.
Die Sage spielt in der Zeit zwischen 1479 und 1493, als das Alte Schloss Hohenbaden Witwensitz Katharinas von Österreich war, der Mutter von Markgraf Christoph I. von Baden. Dieser war 1479 dauerhaft in das Neue Schloss gezogen, das damit anstelle Hohenbadens zur Residenz wurde. Der Junker aus dem Geschlecht der Freiherren von Keller – manche bezeichnen ihn als Burkhard oder Burkart Keller von Yburg – diente Katharina auf Hohenbaden.
Eigentlich liebte er die Tochter des Vogts der Burg Kuppenheim, Klara von Tiefenau. Regelmäßig stahl er sich vom Alten Schloss Hohenbaden weg, um sie zu besuchen. Eines Nachts auf dem Rückweg sah er im Wald eine weibliche Gestalt, in einen Schleier gehüllt. Der junge Mann versuchte sie zu berühren, doch sie verschwand im Nebel. Am nächsten Abend passierte dasselbe. Vom Burgkastellan erfuhr er: An dieser Stelle hatte einst ein heidnischer Tempel gestanden, niemand traue sich nachts dorthin.
Der Junker wurde neugierig: Am folgenden Tag ließ er an der Stelle graben. Man fand einen kleinen römischen Altar, der der Inschrift zufolge einer Nymphe geweiht war. Auch die Marmorbüste einer hübschen weiblichen Gestalt kam zum Vorschein, doch Rumpf und Arme waren abgeschlagen. Den Altar und das Bild ließ der Junker von Keller wieder aufstellen – so entstand der Name „Kellers Bild“. Die schöne Gestalt ging ihm nicht aus dem Kopf.
In der kommenden Nacht sah er die Erscheinung am Altar – und sie verschwand nicht wie sonst. Ein Knecht der Burg war dem Junker heimlich gefolgt. Als er ihn die Frau umarmen sah, packte ihn das Grauen und er floh. Am nächsten Tag fand man den Junker tot vor dem Altar liegen. Die Figur war verschwunden. Sein Bruder ließ den Altar zerstören und errichtete stattdessen einen Bildstock und ein steinernes Kreuz. Noch heute stehen sie, etwa 600 Meter voneinander entfernt, an einem Weg von der Weststadt zum Alten Schloss.
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Ein Geist im alten Schloss
Wie auf jeder Burg gibt es auch hier eine Geistergeschichte. Die Sage von der grauen Frau ist die berühmteste Legende um das Alte Schloss Hohenbaden: Die grausame Fürstin knechtet ihre Untertanen, verliert ihr Kind und geistert seither durchs Alte Schloss.
Vor Zeiten lebte auf Schloss Hohenbaden eine Markgräfin, welche nur an sich und ihren Vorteil dachte, die Untertanen aber hart bedrückte. Sie forderte von ihnen hohe Abgaben und ließ sie dauernd zu schwerer Arbeit antreiben. Wer jedoch gegen Anordnungen murrte oder gar den Gehorsam verweigerte, wurde unerbittlich in den feuchten Felsenkeller geworfen, oft auch grausam gefoltert.
Eines Abends trug die Markgräfin den einzigen kleinen Sohn zum Turm der Burg, hielt ihn weit über die Mauerbrüstung und zeigte auf das Land zu Füßen ihres Wohnsitzes: „Blicke hinaus und zähle Dörfer, Flecken und Höfe! Du kommst damit zu keinem Ende. Soweit deine Augen reichen, sind Mann und Weib dir untertan. Zwinge sie dereinst unter deine Knute und schenke ihnen keinen Fron, auf dass Du wohl lebest auf Erden!“
Doch kaum hatte die eigensüchtige Frau ihre Aufforderung beendet, entglitt das Kind ihren Armen und stürzte in die Tiefe. Geisterbleich hastete sie die Treppen hinab, um im Felsgewirr vor der Burg ihren Sohn zu suchen. Obwohl sie alle Diener und Mägde durch den Wald hetzte, wurde das Kind nie mehr gefunden.
Fortan jagte die Markgräfin ruhelos durch Gänge und Gemächer des Schlosses und schrie nach ihrem Kinde. Selbst in der Grabgruft fand sie keine Ruhe. Wenn heute in finsteren Regennächten der Sturm durch das verwitterte Gemäuer heult und durch die Ritzen faucht, wandelt die habgierige Fürstin in grauem Mantel durch die öden Räume, wirr flattert das weiße Haar um ihre Stirn und heiser gellt ihre Stimme.