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Kagenfels

Die Burg wird ab 1262 während des Kriegs zwischen dem Bischof von Straßburg Walter von Geroldseck und der Stadt Straßburg von einem gewissen Albrecht von Kagen (bischöflicher Ministerialer) erbaut. Die konfliktgeladene Ansiedlung der Burg, die ohne Genehmigung im Wald von Obernai errichtet wurde, wird 1289 von Rudolph von Habsburg legalisiert.
Von den Händen der Familie von Kagen gelangte sie im 14. Jahrhundert sicher an die Familien von Westhoffen und von Schönau, dann wurde sie Teileigentum der Familien Neuweiler, Ehenheim und Westhoffen. Innerhalb von 40 Jahren wurde sie mindestens viermal belagert (1383, 1390, 1397 und 1424), wie Fragmente von Sandsteinkugeln der Belagerungskanonen belegen, die man bei archäologischen Ausgrabungen entdeckt hat. 1424 wurde die Burg Lehen des Bischofs von Straßburg. 1406 wird das Gebäude bei einem unfallbedingten Brand teilweise verwüstet.
In einem erbärmlichen Zustand gelangt die Burg an Heinrich von Hohenstein, Vidame des Bischofs von Straßburg, der umfangreiche Bauarbeiten vornimmt. So stattet er die Burg mit einer zweiten Ringmauer (Vorwall) aus, flankiert von mindestens 4 Türmen. Er modernisiert die Burg und versieht sie mit mindestens 20 Schießscharten für Feuerwaffen. Nach seinem Tod 1451 wohnt dort gelegentlich sein Sohn bis zum Jahr 1474. Kagenfels dient in dieser Zeit als Ausgangspunkt für etliche räuberische Unternehmungen. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts wurde die Burg um eine Etage erhöht und mit einer schmalen Bedachung und einer Giebelmauer zum Tal hin ausgestattet.
Zu einem unbestimmten Datum vor 1503 ging die Burg an die Familie Uttenheim zu Ramstein, die ihrerseits beträchtliche Umgestaltungsmaßnahmen vornahm und sie für die Artillerie rüstete. Ein Artillerierondell mit breiten Schießöffnungen für Musketen wird in einem Graben im Norden angesiedelt. Doch schon bald wird die Burg im Jahr 1559 an einen gewissen Lux von Visebock verkauft, genannt „Zeck“, ein großer Vogt des Herrschaftsgebiets Villé. Er lässt sich im Wohntrakt nieder, nimmt den Namen „zu Kagenfels“ an und lässt verschiedene Wirtschaftsgebäude erbauen, bevor er die Burg mit sämtlichen Ländereien und Gebäuden an die Stadt Obernai weiterverkauft.
Obwohl die Burg teilweise verfallen war, belegen verschiedene Dokumente, dass sie bis 1599 bewohnt war. In diesem Jahr wurde noch eine Scheune gebaut, bei der es sich wohl um das große Gebäude auf der Wiese gegenüber der Burg handelt. Während des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) wurde die Burg vermutlich verlassen. Sie geriet komplett in Vergessenheit, bis J.-G. Schwieghauser 1828 ihre Reste als die von Kagenfels identifizierte (im Katasterplan war derzeit Falckenschloss verzeichnet).
Der Verein zum Erhalt des Kulturerbes von Obernai ACPO, der sich im Jahr 2000 für die Burg begeistert, und ein Team aus ehrenamtlichen Helfern beginnt mit Ausgrabungen und Stabilisierungsmaßnahmen. Seither werden die Restaurierungsarbeiten mit materieller Hilfe des Conseil Général du Bas Rhin und der Stadt Obernai, der Kagenfels gehört, wöchentlich fortgesetzt. 15 Jahre lang wurden archäologische Ausgrabungen durchgeführt (2000-2014), bei denen bemerkenswerte Überreste zutage traten, die bis dahin im Wald vergraben waren.
Die Kagenburg liegt auf dem schmalen Gipfel eines granitischen Aufschlusses, der die Kammlinie eines Plateaus bildet, das sich im Osten und Norden als sanftes Gefälle nach unten erstreckt. Der Verteidigungswert der Stätte war sehr gering, da der Gipfelfelsen nicht sehr hoch über der Ebene emporragt. So wurde im Norden und Osten ein tiefer Graben mit geradem Profil und steilen Wänden gezogen. Die Kerbe in der Hochebene südlich des Grabens ist noch immer sichtbar.
Der Wohntrakt von Kagenfels entsprach vermutlich der lokalen Bauweise des ausgehenden 13. Jahrhunderts. Er beschränkt sich auf drei Ebenen und war angeblich mit einem äußeren Wehrgang mit Schießscharten ausgestattet, hinter dem ein fünfteiliges Satteldach vor Geschossen geschützt war; eine periphere Dachrinne ermöglichte das Auffangen von Regenwasser. Im Allgemeinen waren periphere Gerüstlöcher oder Kragsteine vorhanden, die den Bau von Hurden ermöglichten. Der Zugang zu den Türmen erfolgte in derselben Burg vom Dach des Wohntrakts aus über eine mobile Leiter, die auf einer Zeichnung aus dem 18. Jahrhundert abgebildet ist. Die Verteidigung erfolgte im Kontext des 13. Jahrhunderts vor allem senkrecht mithilfe hervorspringender Oberbauten, da Flankierungsbauten als solche in dieser Zeit noch nicht existierten.
Anhand von Vergleichen der Reste des Bergfrieds von Kagenfels mit ähnlichen erhaltenen Türmen (Hoh-Andlau) wird die ursprüngliche Höhe auf ca. 20 Meter geschätzt. Eine Tür hoch oben mit einem hervorspringenden Gebäudeteil darüber steht für das Verteidigunsschema, das üblicherweise zum Einsatz kam. Die Form der Bedachung des Bergfrieds von Kagenfels ist uns in einem späteren Zustand bekannt: Man kann die hohe Silhouette des Turms mit kegelförmiger Dachkonstruktion identifizieren, die vermutlich Ende des 16. Jahrhunderts erbaut wurde.
In der Konfiguration des 13. Jahrhunderts scheint also der wohnliche Charakter von Kragenfels über den militärischen Wert der Anlage zu dominieren, und dies trotz der mutmaßlichen Verteidigungsvorrichtungen. Der enge Wohntrakt lag mit seinen zahlreichen Fenstern auf der Angrifsseite und wurde symbolisch von einem massiven runden Bergfried geschützt. Wegen der zahlreichen Öffnungen im Norden, Osten und Westen wurden die unverzichtbaren Latrinen und Kamine anscheinend an die Südfassade verlegt. Diese paradoxe Konfiguration scheint eine gewisse Offenheit zu den Zugangswegen, den benachbarten Burgen Waldesberg, Dreistein und Birkenfels, zur Hohenburg und zur nördlichen elsässischen Ebene zu zeigen.
Die aufwändigen und kostspieligen Modernisierungsarbeiten, die im 15. und 16. Jahrhundert vorgenommen wurden, verwandeln das bescheidene ursprüngliche Kagenfels in eine kleine Gebirgsfestung auf dem Gipfel der Militärkunst der damaligen Zeit. Die Flankierungstürme (quadratisch, fünfeckig, halbrund) sichern die Verteidigung der Stätte. Mehr als fünfzehn verschiedene Arten von Schießscharten für Feuerwaffen wurden bei archäologischen Ausgrabungen ehrenamtlicher Helfer ans Licht gebracht.
Ebenfalls bei den Ausgrabungen entdeckt wurde eine sehr hohe Zahl an verzierten Ofenkacheln aus dem 14. und 15. Jahrhundert (an die 150 Verzierungsarten), die bezeugen, wie luxuriös die Kachelöfen ausgestattet waren, mit denen die 3 Ebenen des Wohntrakts von Kagenfels in diesen Zeiten beheizt wurden. Die schönsten Kacheln sind im CIP in Andlau ausgestellt, ebenso wie eine wunderschöne Firstspitze aus glasierter Keramik, eine Art dekoratives i-Tüpfelchen, das mehrere Türmchen aus dem 15. Jahrhundert krönte.
Im 15. Jahrhundert wurde ein zweiter Wohntrakt gebaut, der den Bergfried umschließt und die Ostfassade des Wohntrakts von 1262 verdeckt. Der Bergfried soll als Treppenhaus gedient haben, über das beide Wohntrakte zugänglich waren.
Die ehrenamtlichen Arbeiten, die 1995 vorgenommen wurden, zielten darauf ab, sämtliche Baustrukturen auszugraben und zu stabilisieren. Am Ende wurde die gesicherte, von der Gefahr gerettete Stätte wieder der Natur überlassen – in einer wilden, wunderschönen Umgebung.